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Saittavini News
Südtirol: Einführung von 86 Lagenbezeichnungen
Südtirols Weinwirtschaft macht einen bedeutenden Schritt in Richtung Einzigartigkeit und Qualität. Nach jahrelanger intensiver Arbeit und sorgfältiger Prüfung hat das italienische Agrarministerium einen wegweisenden Beschluss für die Südtiroler Weinwirtschaft gefasst. Die Einführung von 86 spezifischen Lagenbezeichnungen markiert einen Meilenstein in der Entwicklung der Region. Diese zusätzlichen geografischen Angaben, im Italienischen als "Unità Geografica Aggiuntiva" (UGA) bezeichnet, sind das Ergebnis umfangreicher Forschung und detaillierter Analysen. So dürfen die Lagen künftig als ergänzende geografische Angabe neben der Bezeichnung „Südtirol DOC“ auf dem Etikett geführt werden. Wir durften mit Martin Foradori, Vizepräsident des Konsortiums Südtirol Wein und Inhaber des Weingut J. Hofstätter in Tramin zu diesem Thema sprechen.
Historische Wurzeln und moderne Klassifizierung
Die Abgrenzung der Lagen basiert auf komplexen Faktoren wie Mikroklima, Sonneneinstrahlung, Beschattung, Meereshöhe und Bodenbeschaffenheit. Zudem kamen alte Aufzeichnungen über die Lagen und Weinberge zum Einsatz. Martin Foradori erklärt: "Glücklicherweise konnten wir in Südtirol auf altes Kartenmaterial zurückgreifen, sodass die Namensgebung auf historische Flurnamen beruhte." Zusätzlich wurden in den Weinbaudörfern Arbeitsgruppen gebildet, die die Güte der einzelnen Weinberge unter Berücksichtigung von Geologie und Mikroklima untersuchten. "Was schlussendlich auch noch hinzugekommen ist - dies war meiner Meinung nach das wichtigste Kriterium - war die langjährige Erfahrung der Winzer in diesen Lagen mit bestimmten Rebsorten," erklärt Foradori.
Qualitätssteigerung durch Spezialisierung
Ein interessanter Aspekt der neuen Klassifizierung ist die Beschränkung der Rebsorten pro Lage. Foradori erläutert: "Man hat sich darauf verständigt, dass in den neuen Lagen maximal 5 Rebsorten (der über 20 in Südtirol erlaubten) als 'Lagenwein' ausgewählt werden durften, von denen die Mitglieder der Arbeitsgruppe überzeugt waren, dass diese dort die besten Qualitäten hervorbringen. Natürlich sind die ausgewählten Rebsorten von Lage zu Lage unterschiedlich und streng nach den verschiedenen geografischen und mikroklimatischen Gegebenheiten ausgewählt worden. Es gibt aber auch Lagen mit nur einer Rebsorte, so wie z.B. die Lage 'Mazon' wo meine Pinot Nero herstammen. Mein Favorit wäre das Zusammenspiel einer Rebsorte mit einer Lage gewesen, aber dieses Korsett wäre vielen zu eng gewesen." Zur Qualitätssteigerung wird auch eine Mengenreduzierung von 25 Prozent auf die erlaubte DOC-Menge eingeführt. Dadurch soll die Qualität der Weine eine weitere Steigerung erfahren.
Herausforderungen und Chancen
Die Einführung der Lagen stellte die Südtiroler Weinwirtschaft vor Herausforderungen. Foradori reflektiert: "Die größte Herausforderung war es die Winzer in Südtirol davon zu überzeugen, dass eine zusätzliche geographische Angabe zur Herkunft des Weines nicht nur einen Mehrwert darstellt, sondern die Weine auch unverwechselbar macht. Bis zum Jahrgang 2024 mussten viele Winzer und Weinkellereien auf Fantasienamen zurückgreifen, um ihren Weinen einen persönlichen Stempel aufzudrücken. Ausnahme bildete die 'Vigna', welche einen Wein aus einer spezifischen Parzelle klassifiziert. Die 'Vigna' wurde 1987 in Südtirol erstmals von meinem Vater mit dem Barthenau Vigna S. Urbano Pinot Nero erfolgreich eingeführt."
Vermarktung und Verbraucherkommunikation
Um die neuen Lagen-Bezeichnungen dem Verbraucher näherzubringen, hat Südtirol eine innovative Lösung entwickelt. Martin Foradori erklärt: "Nebst dem Namen der Lage ist auf der Etikette auch der Abdruck eines Piktogramms Pflicht. Dieses Piktogramm ähnelt der Stecknadel von Google und beinhaltet eine stilisierte Weintraube." Diese visuelle Kennzeichnung soll in den kommenden Jahren verstärkt in der Kommunikation der Südtiroler Weine eingesetzt werden und es Konsumenten ermöglichen, Lagen- von Markenweinen zu unterscheiden.
Die Authentizität und Rückverfolgbarkeit der Lagenweine sind für Südtirol von großer Bedeutung. Foradori Hofstätter versichert: "Die Authentizität der Weine wird sich durch die Lage von selbst ergeben und die Rückverfolgbarkeit der Weine wird nebst dem Winzer auch vom Gesetzgeber garantiert."
Ausblick und Erwartungen
Die ersten offiziell klassifizierten Lagenweine werden mit der Lese 2024 auf den Markt kommen. Obwohl die langfristigen Auswirkungen noch abzuwarten sind, zeigt sich die Branche optimistisch. Foradori teilt seine Zuversicht: "Ich bin jedenfalls positiver Dinge, weil man feststellt, dass der Endverbraucher immer interessierter auf jedes Detail, insbesondere die geographische Herkunft, der Weine ist."
Mit der Einführung der 86 Lagen setzt Südtirol neue Maßstäbe in der italienischen Weinwirtschaft. Diese Entwicklung verspricht nicht nur eine Steigerung der Weinqualität, sondern auch eine stärkere Profilierung Südtirols als erstklassige Weinregion auf dem internationalen Markt. Foradori fügt hinzu: "Unser Ziel ist, die Charakteristiken der verschiedenen Lagen in die Flasche zu bekommen. 'Terroir' soll kein Marketingbegriff sein, sondern im Weinglas auch erkennbar werden."