01.10.24
Von der Leidenschaft zur Vision: Interview mit Georg Weber vom Weingut Monteverro
Die Geschichte von Monteverro
Anfang der 2000er Jahre gründete der Unternehmer Georg Weber, Geschäftsführer der Dehner Gartencenter, das Weingut Monteverro in der südlichen Toskana. Das Weingut befindet sich in der Maremma, einer der jüngsten Weinbauregionen Italiens. Der Name "Monteverro" leitet sich vom italienischen Wort "verro" ab, was "Eber" bedeutet und auf die reiche Tierwelt der Region, insbesondere die berühmten toskanischen Wildschweine, anspielt. Weber's Vision war es, eines der führenden Weingüter Italiens aufzubauen.
Die Größe und Lage von Monteverro
Das Weingut Monteverro erstreckt sich über 60 Hektar in der südlichen Toskana, nahe der Küste in der Region Capalbio. Von dieser Gesamtfläche sind nur 35 Hektar mit Reben bepflanzt, was die Förderung der Biodiversität unterstreicht. Die besondere Lage des Weinguts zeichnet sich durch seine Hanglagen aus, die sich auf steinigem, rotem Tonboden befinden. Die Nähe zum Meer, nur vier Kilometer entfernt, prägt das einzigartige Mikroklima und verleiht den Weinen eine charakteristische Salzigkeit. Diese Kombination aus Terroir und Klima schafft ideale Bedingungen für die Produktion terroirbetonter, komplexer und lagerungsfähiger Weine.
Die Weinproduktion bei Monteverro
Monteverro hat sich auf die Produktion hochwertiger Rotweine spezialisiert, wobei der Fokus auf klassischen Bordeaux-Rebsorten liegt. Das Weingut kultiviert hauptsächlich Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot, die sich als besonders geeignet für das einzigartige Terroir in Capalbio erwiesen haben. Die Trauben werden ausschließlich per Hand geerntet, was eine sorgfältige Selektion ermöglicht und die Qualität der Weine maßgeblich beeinflusst. Diese Kombination aus sorgfältig ausgewählten Rebsorten und traditioneller Handlese trägt dazu bei, dass Monteverro terroirbetonte, komplexe und lagerungsfähige Weine produziert, die das Potenzial der südlichen Maremma voll ausschöpfen.
Das Weingut Monteverro
Möchten Sie noch mehr über das Weingut Monteverro erfahren und die Weine kennen lernen? Dann finden Sie hier noch weitere Informationen und gelangen direkt zu unserer Auswahl an Weinen von Monteverro.
Das Interview mit Georg Weber vom Weingut Monteverro
Frage: Wenn Sie Ihre Weine mit drei Worten beschreiben müssten, welche drei Worte wären das?
Georg Weber: Monteverro steht für tiefgründige, komplexe, terroirbetonte Weine, die lagerungsfähig sind. Wir versuchen, das Terroir in der Maremma ideal zu interpretieren. Unsere Weine sind terroirbetont, das heißt, man spürt die Winde vom Meer, die kühlen Nächte und gleichzeitig das mineralische Terroir, welches sehr eisenhaltig, sehr mineralisch, mit sehr viel Lehm- und Kalksteinanteil ist.
Frage: Stimmt es, dass Sie einen Wein verkostet haben, der Sie so beeindruckt hat, dass Sie die Idee hatten selbst Winzer zu werden?
Georg Weber: Ich habe in der Schweiz studiert und habe dort die ersten Berührungen mit Wein erlebt und habe in der Tat dort von einem Freund einen 1966 Chateau Latour eingeschenkt bekommen und das hat meinen Einblick in die Weinwelt verändert. Dieser Wein hat wirklich etwas in mir ausgelöst, damit wurde für mich Wein ein Kulturgut und etwas ganz Wichtiges in meinem Leben.
Frage: Und wie sind Sie dann zu der Entscheidung gekommen selbst Winzer zu werden?
Georg Weber: Also zuerst war ich von Wein begeistert, dann Weinsammler und aus der Leidenschaft als Sammler wurde dann irgendwann der tiefe Wunsch, auch ein paar Reben zu bewirtschaften und eigenen Wein zu produzieren. Und das hat mich dann am Ende in die Toskana gezogen.
Frage: Sie hätten auch ein Weingut übernehmen oder mit einsteigen können. Sie haben sich aber dazu entschieden, ein komplett neues Weingut aufzubauen. Wie kam das?
Georg Weber: Ich habe damals nichts gefunden, was wirklich meine Anforderungen erfüllt hat. Es ging um solche Faktoren wie Pflanzdichte, Hanglagen, Terroir und so weiter. Wir haben von Anfang an immer auf höchste Qualität Wert gelegt. Und mit diesem Qualitätsanspruch haben wir uns dazu entschlossen, dann alles neu auszubauen. Damit haben wir natürlich viel Zeit benötigt, aber durch diese Entscheidung konnten wir auch einen Qualitätsstandard erzeugen, den wir über Generationen erhalten können.
Frage: Das war also von Anfang an Ihr Anspruch, nicht nur einfach ein Weingut zu besitzen, sondern wirklich Spitzenweine zu kreieren?
Georg Weber: Absolut. Es stand die Vision im Raum, eines der führenden Weingüter Italiens aufzubauen und das ist unser Anspruch bis heute. Und damit musste von Anfang an die perfekte Grundlage geschaffen werden.
Frage: Woher haben Sie die Gewissheit und auch die Geduld für dieses Projekt genommen?
Georg Weber: Jugendlicher Optimismus und Durchhaltevermögen. Am Ende ist Unternehmertum auch eine sehr langfristige Verwirklichung. Das Terroir in Capalbio ist außergewöhnlich. Wer die Erden vor Ort sieht, kann die Leidenschaft verstehen für dieses Terroir. Und das, was wir auf die Beine stellen, machen wir heute mit großer Leidenschaft und das wird uns langfristig noch mehr Erfolg bringen. Da bin ich ganz sicher.
Frage: Können Sie die Landschaft noch ein bisschen mehr beschreiben, das Terroir?
Georg Weber: Capalbio ist ein ganz eigenes Mikroklima. Wir befinden uns im südlichen Teil der Toskana, vier Kilometer entfernt vom Meer und vier Kilometer entfernt von der Grenze zu Latium. Das Terroir ist extrem geprägt durchs Meer. Wir haben in all unseren Weinen eine schöne Salzigkeit. Wir haben das ganze Jahr frische Winde. Diese sind vor allem im August während der Lese wichtig, da die Trauben so nachts gekühlt werden. Das ist entscheidend für das Säureprofil und somit auch für den Trinkfluss der Weine. Das Terroir ist sehr mineralisch, wir finden hier sehr viel Eisen vor und gleichzeitig haben wir sehr viel Kalkstein und am unteren Bereich lehmige Böden. Dort pflanzen wir auch ein bisschen Merlot. Unser Terroir ist extrem gut geeignet für Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon und daher findet sich bei uns auch eine Rebenzusammenstellung, die klassischerweise in Bordeaux zu finden ist.
Frage: Sie hatten jetzt gerade die salzige Note in Ihren Weinen erwähnt. Welche weiteren Aromen gibt es?
Georg Weber: Neben dem Meer haben wir auf der anderen Seite als
Ergänzung die Macchia, den italienischen Steppwald. Und wir fangen nicht nur die Salzigkeit durch das Meer ein,
sondern auch die Komponenten von der Macchia auf der Rückseite.
Das heißt erst durch diese beiden Einflüsse erhalten wir diese
ganzen Aromen, wie Lavendel, Rosmarin, Thymian und diese leichte Walnuss in
unseren Weinen. Wann immer man in Deutschland unsere Weine riecht, fühlt man
sich, als wenn man mitten in der Toskaner steht. Und das macht uns ja auch aus,
dass die Weine diese schönen toskanischen Noten im Glas haben.
Frage: Nachhaltigkeit für Sie ein wichtiges Thema. Können Sie dazu ein bisschen was erzählen?
Georg Weber: Wir arbeiten seit Jahren biologisch. Alle unsere Weine und Weinwerke sind biologisch zertifiziert, auch die Cantina. Dieses Thema spielt für uns seit Anfang an eine essentielle Rolle. Wir bauen jetzt auch gerade über 300 kW Photovoltaik auf, um alle unsere Energie aus der Sonne zu generieren. Und natürlich entsteht 90% des Weines in den Weinbergen und daher sind für mich und meine Familie die Weinberge heilig. Wir wollen auf jeden Fall unseren Kindern die potenziell besten Weinberge übergeben und das geht nur im Einklang mit der Natur.
Frage: Können Sie uns an Highlights, die Sie mit Monteverro erlebt haben teilhaben lassen?
Georg Weber: Also Monteverro ist für mich komplette Lebensfreude und Genuss. Wann immer ich in Capalbio bin, treffe ich unfassbar viele tolle Menschen, Genussmenschen, sehr viele leidenschaftliche Menschen für das Produkt Wein. Und das ist eigentlich, was für mich immer im Vordergrund steht, der Spaß am Wein, der Spaß am Projekt. Und daher ist jeder Besuch auf Monteverro und jede Begegnung mit Besuchern ein besonderer Moment für mich. Einer der emotionalsten Momente war aber sicherlich unsere Hochzeit in Capalbio 2011, als wir auch im Weingut geheiratet haben. Aber seitdem ist der Weg das Ziel und das macht unfassbar viel Spaß.
Frage: Was waren Herausforderungen, die Sie sich in den letzten Jahren stellen mussten?
Georg Weber: Dass man die Natur nicht beschleunigen kann. Wenn man heute einen neunen Weinberg anpflanzt, dann kriegt man drei bis fünf Jahre fast keine Lese. Beim Thema Wein braucht man unheimlich viel Zeit und unheimlich viel Geduld. Will heißen, man kann das auch nicht beschleunigen. Es gibt diesen Spruch in Bordeaux: „Die ersten 100 Jahre sind beim neuen Weingut ein bisschen holprig und dann läuft es von ganz allein.“ So lang brauchten wir zum Glück nicht, aber im Wein muss man schon in Dekaden denken. Und wenn man jung und ungeduldig ist, dann muss man da auch lernen, mit der Zeit umgehen zu können.
Frage: Inwieweit merkt man Ihren persönlichen Einfluss auf die Weine?
Georg Weber:
Jeder Inhaber und Winzer hat natürlich eine Persönlichkeit und die spürt man auch in den Weinen. Wenn man den Chardonnay nimmt, ich liebe vor allem burgundische Chardonnay, dann versuchen wir natürlich auch, einen eleganten, feinen, Burgund angehauchten Chardonnay zu produzieren. Insofern, ja, natürlich ist der Charakter eines Winzers auch in den Weinen abgebildet. Ich glaube schon, dass alle unsere Weine eine persönliche Note haben, die wir auch als Familie beeinflussen. Wir machen das Blending zum Beispiel auch immer zusammen mit unserem Team. Und dort fließen immer Entscheidungen der Familie mit ein und deswegen sind die Weine ganz sicher durch den Charakter, durch die Persönlichkeit von uns als Familie und von mir geprägt.
Frage: Wie hat sich die Rolle des Weins in Ihrem Leben geändert?
Georg Weber: Für mich ist Wein ein Kulturgut. Ein gutes Essen zu gutem Wein ist Lebensfreude und Lebensgenuss und es wird für mich immer wichtiger und zentraler. Das heißt nicht, dass man jeden Tag Wein trinken muss. Und trotzdem ist ein gutes Wochenende mit Freunden, ein gutes Essen und ein guter Wein in der Kombination zusammen ein Kulturgut und das ist für mich etwas ganz elementar Wichtiges.
Frage: Wie sehen Sie die Zukunft von Monteverro?
Georg Weber: Unsere Weine werden von Jahrgang zu Jahrgang noch feiner, die Reben werden immer älter, man kann die Parzellen immer besser interpretieren und daher ist unser Bestreben, jedes Jahr noch ein bisschen besser zu werden, noch ein bisschen balanciertere, feinere Weine zu kreieren. Und natürlich wollen wir sie noch mehr in die Welt hinaustragen und noch mehr Menschen erzählen, was wir für tolle Weine produzieren. Insofern wird man von Monteverro sicherlich noch viel hören.