Was ist das Besondere an Lafite?
Nun, ehrlich gesagt, ist gar nichts so besonders an Lafite. Die Tatsache, dass von dem Anwesen 103 Hektar dem Weinbau gewidmet sind, ist es sicher nicht. Okay, der Fakt, dass Lafite, abseits der Orts-Appellation Pauillac, eine kleine Fläche von 4,5 Hektar aus der Nachbargemeinde Saint-Estèphe mit verschneiden darf, ist schon einzigartig!
Aber an der Herstellung ist per se nichts ungewöhnlich. Den Verschnitt aus ca. 71 % Cabernet Sauvignon, 25 % Merlot, bis zu 3 % Cabernet Franc und 1 % Petit Verdot kann man ruhigen Gewissens als regionstypisch bezeichnen. Auch der Rest liest sich erst einmal wenig spektakulär. Das durchschnittliche Alter der Reben liegt bei über 40 Jahren. Im Weinberg komplette Handlese, strenge Selektion direkt bei der Lese und dann nochmal im Keller, Vinifikation über 18 bis 25 Tage in temperaturgeregelten Edelstahltanks und Holzfässern, bei maximal 30 °C. Seine malolaktische Säureumwandlung macht der Wein im Tank. Danach wird für bis zu 20 Monaten in neuen Eichenfässern ausgebaut. Also, alles kein Hexenwerk!
Château Lafite Rothschild - Einer der meistgefälschten Weine der Welt
Und dennoch hat dieser Wein von Château Lafite Rothschild etwas, das kein anderer hat. Die jährlich rund 220.000 Flaschen vom Grand Vin zählen zu den am häufigsten kopierten, zitierten und gefälschten des Erdballs. Selbst der bereits verstorbene Weinkenner Hardy Rodenstock wählte Lafite für einen der berühmtesten Weinskandale, die gefälschten Jefferson Flaschen. Irgendwie ja eine Ehre und ein Stigma zugleich. Nur Château Petrus und die Weine der Domaine de la Romanée-Conti wurden in ähnlichem Maße oft Opfer dieses ketzerischen Tuns der Weinfälscher.
Château Lafite Rothschild - Primus inter pares
Auch gibt es einige Familien, wie zum Beispiel die Antinoris aus der Toskana, die wesentlich länger im Weingeschäft sind als die Rothschilds. Es gibt sogar Weindynastien, deren Besitztümer größer ausfallen, als die der Rothschilds, und doch hat der Name in der internationalen Weinwelt unübertroffenen Klang. Dafür gibt es neben Lafite sicherlich noch die Tatsache, dass auch Château Mouton-Rothschild zu dem Konvolut der Weingutssammlung gehört. An erster Stelle wird aber immer Château Lafite-Rotschild genannt. Wenn in China oder anderen Plagiatsfreien Zonen Clarets kopiert werden, sehen die Etiketten auf magische Weise immer aus wie das berühmte, elegante, ja fast etwas unscheinbare Label des berühmten Premier Grand Cru Classé aus dem Norden des Pauillac.
Natürlich wissen wir, dass es viele großartige Weine im Bordeaux gibt. Aber es ist dieser Hauch von aristokratischem Selbstverständnis der um eine entkorkte Flasche Lafite immer diesen erhabenen Glanz zaubert. Ähnlich, wie wenn die britische Queen einen Raum betrat, schwieg plötzlich alles und die Spannung war förmlich zum Zerreißen. Diese Fähigkeit, sich als einzigartige Persönlichkeit zu präsentieren und, ungeachtet aller Einflüsse des Jahrgangs, immer einen großen Wein ins Glas zu bringen, macht Lafite für uns zum Primus inter pares des Médoc.
Château Lafite Rothschild - Tradition und Erbe
Bis heute befindet sich das Imperium der Familie De
Rothschild fest in Familienhand. Mit Saskia de Rothschild steht die 8.
Generation in der Führung des Unternehmens. Viel hat sich seit den Anfängen
verändert und vieles ist gleich geblieben. Verändert hat sich vor allem das
Portfolio, so gehören neben den Bordeaux-Weingütern heute auch Weinberge in
Languedoc, Chile, Argentinien und natürlich China der Familie. Man sollte
meine, dass ein Unternehmen mit solch tiefen Wurzeln, problemlos alle Projekte
stemmt. Das klingt so einfach, ist es aber sicher nicht immer. Wir sagen daher
voller Ehrfurcht: á Santé!
Château Lafite Rothschild, 33250 Pauillac, Frankreich