Saittavini News

007's Engel geht eigene Wege

Der Leinwandagent James Bond ist bekanntermaßen ein Connaisseur von gutem Champagner, Martini-Cocktails und schönen Frauen. Seit einigen Jahren entwickelt der Geheimagent, welcher in den Diensten ihrer Majestät steht, aber auch eine Schwäche für roten Bordeaux. Speziell der Engel von Saint-Émilion, Château Angélus, scheint es ihm angetan zu haben. So trank Bond in dem Film Casino Royal im Zug nach Montenegro gemeinsam mit Vesper Lynd eine Flasche des 1982er Jahrgangs. In dem Film Spectre ist es eine Bouteille des 2005er Angélus, welche gut zu sehen ist.

Im neuesten Film, No time to Die, ist es wieder der 2005er Jahrgang, welcher dem Agenten zum Opfer fällt. Ursprünglich hatte der Tüftler Q sich eine Flasche des edlen Weines für einen lauschigen Abend geöffnet. Doch Bond und Monnypenny sprengen in der Szene die Pläne des Genies und auch den Wein. 007, gespielt von Daniel Craig, schenkt sich und seiner Kollegin ein großzügiges Glas des feinen Rouge ein und sagt: „Da kann man ja nicht widerstehen!“

Ähnlich wie James Bond, der stets als Einzelgänger agiert, geht nun auch sein neues Lieblingsweingut eigene Wege. Als drittes Weingut, nach Château Ausone und Cheval blanc, hat man sich entschlossen, der Klassifikation des Saint-Émilion den Rücken zu kehren. Bei der anstehenden Bewertung in diesem Jahr wird sich das Weingut nicht mehr aufstellen lassen. Stéphanie de Boüard-Rivoal, die Präsidentin von Angélus, begründet die Entscheidung wie folgt: „Die Klassifizierung von Saint-Émilion hat sich von einer Quelle des Fortschritts zu einem Vehikel für Konflikte und Instabilität entwickelt.“ Sie glaubt zudem nicht, dass die aktuellen Werte des Weinguts und die des Systems zukünftig noch zusammenpassen. Die Idee der Nachhaltigkeit und die Dynamik des Weingutes findet sie nicht in der Klassifizierung wieder. Sicherlich haben der Gerichtsprozess und dessen Urteil gegen ihren Vater einen großen Anteil an der Entscheidung.

Wie in unserem News-Beiträgen vom 28.09. und 02.11.2021 berichtet, wurde Hubert de Boüard de Laforest „unrechtmäßige Interessenswahrnehmung“ vorgeworfen. Der Miteigentümer von Château Angélus musste sich vor der zuständigen Staatsanwaltschaft bereits am 20. und 21. September letzten Jahres einer Anhörung unterziehen. Hintergrund ist die Tatsache, dass de Boüard zum Zeitpunkt der Aufwertung des „Engels von Saint-Émilion“ zu einem Premier Grand Cru Classé A, Vorsitzender des Organisme de Défense et de Gestion (ODG) der AOC Saint-Émilion war. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Erneuerung der Klassifikation beteiligt. Ihm wurde zur Last gelegt, „aktiv“ die Aufwertung seines Weinguts forciert zu haben. Am 25.10.2021 fand der Gerichtsprozess dazu statt. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe für einen guten Zweck.

Man bedauere die aktuelle Entwicklung innerhalb der Appellation, sehe sich zu dem Schritt aber getrieben, heißt es in der Mitteilung des Weinguts zu dem Ausstieg aus dem Klassement. Dass das System der Klassifizierung einmal ordentlich durchgeschüttelt und nicht nur sanft gerührt wird, hat sicherlich nicht nur Negatives. Ob die Entscheidung der Familie einen Einfluss auf die Weinauswahl von 007 haben wird, werden wir sehen. Bekanntlich wird ja auch die Rolle des Topagenten demnächst neu besetzt.