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Engel unter Verdacht

Im Saint-Émilion brodelt es seit geraumer Zeit. Grund dafür ist die, im Jahr 2012 aktualisierte, Klassifikation des Saint-Émilion. Bei dem letzten Update wurden, neben Château Ausone und Cheval blanc, 2 Weingüter in den elitären Reigen der Grand Cru Classe A aufgewertet. Château Pavie und Château Angélus dürfen sich seitdem mit dem begehrten Großbuchstaben schmücken.

Das damit nicht alle einverstanden waren, zeigte die Reaktion der beiden Platzhirsche Ausone und Cheval blanc in diesem Juli. Die beiden Prestige-Weingüter gaben damals bekannt an der nächsten Klassifikation nicht teilzunehmen. Im Saint-Émilion wird die Rangordnung der besten Weingüter alle 10 Jahre überabeitet, im kommenden Jahr ist es also wieder soweit.

Dass es bis dahin nicht langweilig wird, dafür sorgt in der Zwischenzeit ein Miteigentümer von Angélus. Hubert de Boüard de Laforest wurde zu einer Anhörung vor das Berufungsgericht in Bordeaux geladen. Die zuständige Staatsanwaltschaft teilt mit, dass es nach der Anhörung, welche am 20. und 21. September stattfand, wohl zu einem Gerichtsprozess kommen wird.

Dem Beschuldigten wird „unrechtmäßige Interessenswahrnehmung“ vorgeworfen. Hintergrund ist die Tatsache, dass de Boüard zum Zeitpunkt der Aufwertung des „Engels von Saint-Émilion“ Vorsitzender des Organisme de Défense et de Gestion (ODG) der AOC Saint-Émilion war. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Erneuerung der Klassifikation beteiligt. Ihm wird zu Last gelegt, „aktiv“ die Aufwertung seines Weinguts forciert zu haben. Eine Strafzahlung in Höhe von € 100.000 wird gefordert. Ebenso soll das Weingut bei der nächstjährigen Klassifizierungsrunde nicht berücksichtigt werden.

Zwar konnte die Staatsanwaltschaft nach der ersten Anhörung keine aktiven Strafhandlungen nachwiesen, aber auch „Handlungen, die den Charakter einer Beeinflussung haben“ sind laut Fassung strafbar.

Wie auch immer es ausgeht, für uns steht die Qualität der Weine von Angélus außer Frage. Über die Zeitmäßigkeit der Klassifikationen des Bordeaux, ob nun am linken oder am rechten Ufer, lässt es sich ohnehin diskutieren.

Neben de Boüard ist übrigens auch der Eigentümer des Château Trotte Vielle, Philippe Castéja, angeklagt. Er war 2012 auch Mitglied des ODG und sein Weingut wurde in den Rang eines Grand Cru Classé B aufgewertet. Die nächste Beratungsrunde zu dem Fall ist für den 25. Oktober einberufen. Wir werden Sie dazu hier natürlich auf dem Laufenden halten.