Die Geschichte von Château Cos d'Estournel: Eine Reise zwischen Tradition und Modernität
Angestachelt von der Qualität des hochangesehenen Nachbargutes, investierte der Gründer von Cos, Louis-Gaspard Estournel, immense Summen in die Verbesserung seiner Weine. Er kaufte unter anderem den nördlich von Lafite gelegenen Kiesboden und liess ihn in seinen Weinlagen auftragen. Monsieur Estournel hatte sein Geld mit Pferde- und Weinhandel aus Arabien und Indien gemacht. Die große Affinität zu diesen Ländern zollt unter anderem, der in Form einer chinesischen Pagode angelegte, Fasskeller Tribut. Dessen beeindruckende Doppelflügeltür stammt angeblich aus dem Haremsbereich des Sultans von Sansibar.
Eines Tages trug es sich an, dass eine Weinlieferung von Indien mit unverkaufter Ware zurückkam. Als der Kellermeister die Weine probierte musste er feststellen, dass der Transport zur See der Qualität der Weine zugutegekommen war. Daraufhin beauftragte der Eigentümer ab sofort, alle Weine vor dem Verkauf auf eine Schiffsreise zu senden. Die produzierten Weine dieser Zeit markierte man mit einem „R“ als Qualitätsmerkmal. Die Markierung stand für -Retour des Indes-. Die Kosten für diese aufwendige Methode ruinierten allerdings das Weingut finanziell. Daraufhin wurde Cos im Jahr 1852 verkauft und Herr Estournel verstarb ein Jahr später als armer Mann.
Über mehrere Besitzerwechsel kam das Gut 1970 an die Familie Prats. Diese brachte zum einen zeitgemäße Wirtschaftlichkeit in das Unternehmen. Produzierte zum anderen aber auch regelmäßig einen der dunkelsten und vollmundigsten Weine des linken Ufers auf Niveau eines Premier Cru Classé.
Der Stil von Cos ist geprägt durch einen, für Médoc ungewöhnlich, hohen Anteil an
Merlot. Dieser erreicht oft an die 40%. Der Rest teilt sich auf 60%
Cabernet Sauvignon und etwas
Cabernet Franc auf.
Nach zwei glorreichen Dekaden fiel das Weingut, durch einen erneuten Verkauf, Ende der 1990iger in ein kurzes Qualitätsloch. Seitdem im Jahr 2000 die Familie Reybier das Traditionshaus übernahm, geht es aber wieder steil Berg auf.
Die jährlich rund 370.000 produzierten Flaschen reisen im Übrigen nicht mehr per Schiff um die halbe Welt bevor sie verkauft werden. Was allerdings geblieben ist, ist der Drang zur Perfektion. Und, zu unserer Freude, gehören die Weine wieder regelmäßig zur Elite des Bordeaux. Der dunkle, vollmundige Stil mit seiner erhabenen Üppigkeit verströmt aber immer noch einen Hauch von Fernweh an den Orient.
Château Cos d’Estournel, 33180 Saint-Estèphe, France